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Donnerstag, 29. August 2013

...das geschenk...



..“g“ hat es nicht leicht…..sie ist ein vorsichtiger mensch, aber der wunsch nach einer „eigenen familie“ ist groß…sehr groß….
sie sieht in ihm den menschen mit dem sie ihre träume  von einer eigenen familie verwirklichen kann.
sie nimmt den schwiegedrachen in kauf (..sei froh dass du in einer familie wie unserer leben darfst…).
endlich…endlich ein nest …ein heim…eine intakte (ist sie das?) familie…
sie fällt wieder in alte angepasste linien zurück…
endlich das was sie sich wünsche…
endlich angekommen sein…
endlich durchatmen können…
der beginn ist eine kleine zwei zimmer wohnung..
der wunsch nach mehr ist da, bei beiden…
ein baugrund ausserhalb der stadt wird gekauft…das erbe der oma und die finanzielle unterstützung der schwieger…
sie denkt dass sie angekommen ist. endlich. sie liebt „g“ von herzen, er ist ein wundervoller mensch… die heirat mit 18 … egal… es wird schon gutgehen!  er ist das was sie sie sich immer gewünscht hat. ein einfühlsamer, gefühlvoller mensch…sie wurschteln sich durch den alltag jeder (damals noch) schilling wird dreimal umgedreht….
aber sie sind glücklich…mit wenig geld (aber glücklich)!
und dann…………. schwanger….
sie spürt das leben in sich heranwachsen…. fünf monate lang… dann kommt ein tag den sie nie vergessen wird… sie muss aufs klo… da ist etwas anders….. sie kommt erst wieder im spital zu sich…. oberer blasensprung…. sie wird sich laut ärzten verabschieden müssen….von der frucht ihres leibes…wie klingt das?...nein…ich werde mein kind behalten!!!! und sie kämpft…bleibt ganz brav liegen… nein … nicht so!!!!!! ……ich werd meinen schatz behalten, egal welche opfer ich bringen muss.. und sie hält unendlich lang zwiesprache mit dem kleinen wesen in ihr!!! sie schafft es bis zum achten monat… wahnsinnige schmerzen reissen sie aus dem alltag… und dann wieder eine niederschmetternde diagnose… nierensteine….. eine nierenkollik löst die andere ab… sie darf und will keine schmerzmittel nehmen zum schutz ihres ungeborenen kindes… sie erträgt all diese schmerzen bis der kleine blöde fingernagelgroße nierenstein endlich ihren körper verlässt…
er steht neben ihr auf dem nachtkästchen… als mahnmal!... 

aber dann… der der 30.05.86…enlich!!! endlich…. die schmerzen sind stark aber sie stehen in keinem vergleich zu der zeit davor… endlich hält sie ihr kind in den armen! endlich diesem kleinen unschuldigen  mäuschen ihre liebe schenken können…..

niemals vorher und/oder nachher hat sie so ein glücksgefühl empfunden…


Dienstag, 27. August 2013

schön langsam...



die jahre bis zu ihrem 15. geburtstag vergehen irgendwie… sie will nicht sagen dass alles schlecht war in diesen jahren es gibt auch positive dinge…. manche…wenige…

mit 15 schmeisst sie die schule…. aufmüpfig, rebellisch und stur ist sie…. lässt sich keine grenzen mehr setzen… kletterte nachts aus dem küchenfenster um sich mit freunden zu treffen… kommt nicht mehr zu dem zeitpunkt nach hause zu dem sie sollte (zum einbruch der dunkelheit)…. hat lt. oma den „falschen umgang“ … oh gott jungs mit langen haaren und mädels mit dauerwelle….wie schlimm ist das denn!!!!

unter dem fenster liegen morgens zigarettenstummel (die clique hat sich abends vor ihrem fenster getroffen und einfach nur geratscht) …. die nachbarn tuscheln, die tante verrät sie an die oma…..“sie hatte besuch…wer weiss was sie alles macht???... das verdorbene kind…“

…..und sie ist trotzdem ein 15-jähriges unbedaftes mädchen das nur „leben“ will.
von rundherum (onkel, tante, oma…) kommen nun die aussagen wie verdorben und unangepasst sie ist…eine lösung muss her. was tun mit dem balg???... arbeitsplätze und/oder lehrstellen sind im ort selten und mit ihren abschlussnoten sowieso…

ihre mutter lebt zu diesem zeitpunkt in einer (einer ihrer unzähligen) partnerschaft und dem halbbruder (wieder von einem anderen mann) in wien. und lässt sich herab das schwarze schaf aufzunehmen (diese frau nennt sich mutter)… 

so kommt sie mit knapp 15 in die große stadt. wien… jetzt wird alles anders…besser! besser?
eine lehrstelle ist schnell gefunden, denn sie hat ein gutes auftreten, wenn es drauf ankommt… sie ist nicht wirklich das böse, verdorbene balg dass man ihr einzureden versucht…

sie hat werte, träume und realistische vorstellungen was ihre zukunft betrifft. sie ist von jetzt an in einer anderen (besseren?) welt. aber sie hat das erste mal im leben ihr eigenes reich (obwohl sie sich dafür den hass ihres halbbruders zuzieht der ab dem zeitpunkt immer auf der schlafcouch im wohnzimmer  schlafen muss). ein eigenes zimmer mit bett und kasten und schreibtisch!!!

sie ficht viele kämpfe aus mit ihrem halbbruder  „r“ … obwohl sie ihn lieb hat, denn er ist doch familie.
und sie versucht sich den lebensgefährten der mutter vom hals zu halten, der immer so anzügliche bemerkungen macht.. zum glück (ihrem glück) trennt sich ihre mutter bald von ihm… sie mag den gedanken gar nicht weiterspinnen….

sie hat glück dass sie nicht „abrutscht“ denn ab dem ersten tag ist alles schlagartig anders.. keine kontrolle mehr… komm und geh wann du willst…. hier ist der schlüssel...  neuland.

aber sie hat ziele, vorstellungen und werte….. will was erreichen im leben… geht in ihrem beruf auf.. bildet sich weiter.. macht kurse …

hat neue freunde, die sie sehr mit bedacht aussucht, sie lässt nicht „jeden“ an sich heran. das ist wohl der rucksack den sie aus ihrer kindheit mitnimmt… sie achtet sehr auf mimik, gesten und aussagen von menschen die ihr begegnen. siebt aus und ist sehr kritisch gegenüber neuen bekanntschaften (obwohl ihr das wohl niemand zugetraut hätte).. 

windlicht hat im vorigen post einen satz sehr hervorgehoben. sie war sich dessen gar nicht so bewusst aber es trifft es wohl auf den punkt.

dann begegnet sie ihm…einem lieben bodenständigen mann (g). sie ist zu dem zeitpunkt 16 und er 19… ganz vorsichtig beginnen sie ihre beziehung. er hat es nicht leicht bei ihr. sie öffnet sich nur sehr langsam…. aber sie wachsen zusammen….

Donnerstag, 22. August 2013

..die nächsten jahre



sie zieht sich immer mehr in ihre phantasiewelt zurück, in dieser ist sie glücklich, dort wird sie geliebt. in der schule ist sie mittelmässig, sie könne mehr wenn sie sich anstrengen würde, aber sie will nicht, ist trotzig, fälscht die unterschrtift der oma wenn die erhaltenen noten nicht deren erwartungen entsprechen um den schlägen oder dem keller zu entrinnen. sie ist ganz gut darin, denn die oma hat eine sehr kindliche schrift. aber manchmal fliegt sie doch auf und das echo ist natürlich dementsprechend….


sie hört immer wieder welch böses undankbares kind sie ist und dass sie im heim wäre wenn sich nicht die oma erbarmt und zu sich geholt hätte. 

viele freunde hat sie nicht, nur zwei drei und die kann sie auch nie zu sich einladen zum spielen (wegen der oma und dem plumpsklo usw…) weil sie sich schämt…. 

taschengeld bekommt sie auch keines oder wenn dann nur heimlich zugesteckt von der mutter bei einem ihrer raren besuche. 

sie fühlt dass oft der neid in ihr ist, auf die anderen, die all das haben was sie sich wünscht. sie versteht die ungerechtigkeit nicht.....

...verzweiflt oft an der kälte der oma. heute weiß sie, dass diese nichts dafür konnte, dass sie war wie sie war, sie hat selber niemals liebe kennengelernt und konnte keine geben…..


...es gäbe noch viele dinge aus der jugend, die man hier schreiben könnte, aber das wühlt sehr auf aber ich denke man kann sich vorstellen, dass es auch in den kommenden jahren nicht besser wurde, eher das gegenteil. 


...eines ist ihr noch so sehr in erinnerung…. eines tages bekommt die hauskatze der oma junge (ich weiß nicht mehr wie viele es waren 4 oder 5..) sie hat sie vom ersten tag an ins herz geschlossen, sie weiß nicht warum man sie ca 6 wochen leben ließ, besser wäre gewesen sie hätte sie niemals gesehen, denn sie hatte ihr kleines herz an sie verloren, begutachtete und streichelte sie jeden tag… erlebte wie sie augen öffneten und ihre ersten kleinen tappsigen schritte machten… und dann nach eben diesen ca. 6 wochen kam der onkel (ohne darauf rücksicht zu nehmen dass sie im garten war und spielte…) packte alle in einen sack und …..
erschlug sie….. kein wort des trostes.... keine erklärung.... NICHTS



sie hat sehr lange gebraucht um diese bilder zu verdrängen….

sie entwickelte eine fähigkeit worte und taten an sich abprallen zu lassen und sie in ihrer gedankenwelt umzukehren. 

ihre überlebensstrategie wird immer mehr: "aus jeder noch so kleinen positiven begebenheit für sich etwas wunderschönes zu machen".  

.....und der gedanke bald groß zu sein hält sie aufrecht….



...denn dann....dann wird alles anders ...... vielleicht.......

gross werden?


f und g und ihre eltern fahren auf urlaub an den ossiachersee in kärnten. sie darf nicht mit. f und g fahren mit ihren eltern fast jedes wochenende auf einen ausflug. manchmal darf sie mit. wenn sie besonders brav war. dann darf sie mit, bekommt im wirtshaus auch ein paar würstel und ist unendlich stolz das sie auch dabei sein darf. manchmal wenn sie „brav“ war darf sie in den ersten stock und mit f und g märchenplatten hören. aber das ist meistens nur zu weihnachten. ab und zu, wenn sie ihre aufgaben gemacht hat darf sie auch fernsehen (onkel und tante haben einen fernseher gekauft) den kasperl am mittwoch nachmittag und manchmal das sandmännchen. am freitag ist immer badetag. sie darf dann an dritter stelle (nach f und g) in deren lauwarmes badewasser. und wenn die tante grad schlecht gelaunt ist dreht sie ihr wenn sie in der wanne sitzt das licht ab und schreit: „strom sparen“! und dann lachen alle über sie weil sie so viel angst im dunkeln hat!


sie wird immer verschlossener.
wenn sie schlimm ist (wiederworte gegeben hat oder keine 1 auf schulaufgaben hatte oder frech war) muss sie manchmal in den keller. oma findet dass das eine angemessene strafe ist. da hat man zeit im dunkeln um nachzudenken. sie hat angst im keller

da wohnen fledermäuse.........

Samstag, 17. August 2013

sie ist gewachsen





sie darf jetzt in den kindergarten. stolz ist sie und schon so groß. eigenartig ist nur, alle anderen haben eine mama und einen papa… sie hat nur eine oma. obwohl eine mama gibt’s da auch, aber die sieht sie nur sehr selten…2-3x im jahr… die hat so viel zu tun. sie kann nicht kommen…und der papa auch nicht…doch einmal war er da, als sie so 4 jahre alt war…und es hat sich eingeprägt, denn es war das einzige mal dass er sie besucht hat, danach nie wieder. 

aber sie hat einen papa und eine mama…

sie weiß das ganz genau. nur ein bisschen anders als bei den anderen im kindergarten. aber es gibt sie, das weiß sie ganz genau! jeden abend schläft sie mit diesem gedanken ein. ich bin nicht anders. ich hab die oma! ich hab auch jemanden der mich lieb hat! auch wenn der onkel immer wenn er durch den hausflur geht, nur einfach so vor sich hinpfeift und so tut als wär sie gar nicht da, sie weiss dass sie da ist! auch wenn die oma immer schimpft weil sie mit schmutzigen füssen aus dem garten kommt weil sie wieder stundenlang im zwetschgenbaum gesessen ist. auch wenn die tante böse schaut weil sie zu laut gelacht hat und der stammhalter aufgewacht ist. 

..auch wenn die nachbarn immer noch tuscheln…..

sie muss in der ecke stehen im kindergarten…sie hat einem anderen kind die zunge gezeigt. böses mädchen. naja eh klar, was soll aus so einem unehelichen balg auch werden?

die schule beginnt. 


die volksschulklassenlehrerin ist lieb. sie macht keinen unterschied zwischen unehelich kindern und kindern mit eltern. sie mag sie. sehr. sie ist die einzige person die sie manchmal in den arm nimmt und ihr sagt dass sie stolz auf sie ist, weil sie das „a“ so schön geschrieben hat und die zierleiste unter der aufgabe besonders gelungen ist. das hascherl ist stolz…. sie giert nach anerkennung und ein bisschen lieb haben….

der kleine stammhalter(f) hat mittlerweile eine kleine schwester(g) bekommen. 

f und g haben es gut! sie haben eltern die sich liebevoll (!!) um sie kümmern. (jetzt mit den jahren des abstandes kann ich mich nicht erinnern das ich jemals gesehen hätte dass sie in den arm genommen wurden). die mama hat immer noch keine zeit. sie sagt zwar dass sie kommt aber sie tut es nicht. wochenende für wochendene sitzt sie mit ihrem kleinen schemel vor der haustür der oma und wartet…. 
aber keiner kommt!

der zwetschgenbaum ist ihr liebster freund geworden. dem dicken stamm und den verknorrten ästen vertraut sie ihre wünsche und träume an...

auch die schaukel ist ihre vertraute, sie schwingt und träumt und schwingt und der wind trocknet ihre tränen. sie baut luftschlösser..ist eine kleine prinzessin und hat schöne kleider an (keine von oma umgenähten von mama und tante). die volksschulzeit geht viel zu schnell vorüber....
sie weint sich oft in die dicken polster ihres bettes. eigentlich hat sie gar kein eigenes bett. sie schläft mit der oma in einem doppelbett in einem zimmer das im winter nicht geheitzt wird. aber wenn es ganz besonders kalt wird legt die oma heitzdecken in die betten und dann ist es kuschelig warm und weich und die eisblumen innen in den fenstern beginnen ganz langsam zu schmelzen. 

...aber die nachbarn tuscheln immer noch...

Dienstag, 13. August 2013

das hascherl...



sie ist ein bisschen über zwei jahre alt….

sie wird „abgegeben“!
kein platz für sie im leben ihrer mutter. 
diese lebt in der grossen hauptstadt, muss arbeiten und schauen dass sie selber über die runden kommt, das kind ist ihr „passiert“, war nicht gewollt, ist eine last die im weg steht. das jugendamt droht ihr das kind wegzunehmen, es in  ein heim zu geben. ein heimplatz wäre die alternative, oder eben zwischenlagerung bei der großmutter. 

den vater wird das hascherl nie wirklich kennenlernen…es gibt nur ein bild...





die großmutter ist ihr neuer lebensmittelpunkt. sie kann sich nicht mehr wirklich und bewusst an diese zeit erinnern. nur die paar erinnerungsfetzen aus den erzählungen der oma sind da. sie werden zu bildern im kopf…ihren erinnerungsbildern. die angst vor dem gezwitscher der vögel im garten, so ungewohnte geräusche sind das. da gibt es einen garten, pflanzen, tiere, eindrücke und gerüche die sie nicht kennt. all das macht ihr angst. fremde menschen, argwöhnische blicke. der onkel, der im gleichen haus, im modern ausgebauten ersten stock wohnt und dessen frau (die zweite tochter der oma) gerade schwanger ist mit ihrem ersten kind, schenkt ihr einen teddybären als kuschelersatz für die zeit danach, wenn sie wieder weg muss aus der kleinbürgerlichen idylle, wenn der stammhalter kommt und die großmutter zeit für diesen braucht. hier ist kein platz für ein uneheliches balg dass da in diese idylle eindringt. 

die nachbarn tuscheln schon….

sie ist ein kleines hascherl, dass nur wenig liebe kennt. die oma bemüht sich, will sie bei sich haben, ihr mann ist vor ein paar jahren gestorben und sie wünscht sich eine lebensaufgabe.. einen sinn, etwas dass das leben wieder lebenswert macht. da kommt sie, das kleine hascherl gerade recht. an die ersten jahre hat sie, wie gesagt, nicht wirklich eine erinnerung. die oma ist selber sehr lieblos auf einem bauernhof aufgewachsen und versucht ihr bestes um das kleine hascherl groß zu bekommen aber körperliche zuneigung, ein streicheln, ein lieb haben… kennst sie nicht, weil sie es selber nie erfahren hat. das hascherl erlebt den ersten schnee. den frühling und dann kommt der kleine stammhalter auf die welt. er ist der kleine lang ersehnte sohn der onkels. und ab diesem zeitpunkt fängt sie an zu erahnen und zu spüren wie es ist, nicht erwünscht zu sein. 

die oma gibt sich alle erdenkliche mühe, aber zuneigung und liebe geben und zeigen kann sie nicht. sehr früh prägen sich herbe worte ein. wenn du nicht brav bist, musst du ins heim. manchmal gibt es situationen die sie geniesst, wenn ihr die oma die langen haare kämmt und bürstet und geschichten aus ihrer jugend erzählt, vom krieg und vom bruder der gefallen ist, von situationen in denen sie sich vor den russen im keller versteckt haben. mit jedem bürstenstrich saugt sie diese zweisamkeit und vertautheit auf und es sind diese momente in denen sie einen hauch von körperlicher zuneigung spürt.   

es gibt kein fliessendes warmwasser im haus der oma. das waschwasser wird auf dem herd erhitzt und die kleine badewanne gefüllt zum waschen. es gibt auch kein wc sondern ein plumpsklo am hof. aber das hascherl kennt es nicht anders und es wird zur normalität. 

und die nachbarn tuscheln immer noch.

sie darf nur selten hinauf in den ersten stock, der stammhalter braucht ruhe. sie darf nicht zuhören wenn die tante dem stammhalter märchen vorliest und sie muss gehen wenn der kleine stammhalter sein essen bekommt, von dem sie auch so gerne etwas abhaben würde, aber sie schluckt den wunsch hinunter und geht zur oma ihr schmalzbrot essen.

sie ist einfach nur ein kleines hascherl…..